In der Partnerschaft und der Familie

Die Partnerschaft und Familie sind für Frauen idealerweise ein Rückzugsort, um andere Konflikte aus anderen Lebensbereichen zu verarbeiten und Unterstützung zu erfahren. Trotzdem sind viele Frauen in Partnerschaften und Familien die primären Unterstützer und Versorger. Aus beiden Situationen ergibt sich eine starke und vielschichtige Bindung, die meist auch in die Zukunft gerichtet ist. Bspw. treten viele Frauen im Job oder der Selbstverwirklichung kürzer, um gemeinsame Kinder aufzuziehen und begeben sich in ökonomische Abhängigkeiten, unter der Prämisse der Partner bleibt längerfristig als Lebenspartner erhalten.

Die Vielschichtigkeit der Bindungen (z.B. emotional oder ökonomisch) ist im Kontext von Gewalterfahrungen hoch problematisch, denn die räumliche Trennung vom Partner oder der Familie ist ein wesentlicher Einschnitt in diese Bindung. Dieser potentielle Verlust wird von Betroffenen oftmals problematischer wahrgenommen als die Gewalt selbst. Auch sehen Betroffene häufig keine Alternative. Die Wahrnehmung von Gewalt und Handlungsoptionen ist hier eine der größten Schwierigkeiten.

Synthese

Die Familie ist für Frauen der primäre Erfahrungskontext körperlicher Gewalt. Bei gleichzeitiger Betrachtung von psychischer und sexueller Gewalt wird deutlich, dass diese beiden Formen in anderen Lebensbereichen prävalenter sind.

Die Präventionsarbeit in diesem Bereich ist sehr vielseitig (Berücksichtigung von Betroffenen und TäterInnen sowie Minderheiten) und die Angebote sind breit aufgestellt. Auch der Gesetzgeber hat mit dem Wegweisungsrecht und anderen Unterstützungsleistungen gute Rahmenbedingungen geschaffen, um für Betroffene Handlungsoptionen in diesem schwer zugängliche Feld zu schaffen. Deshalb liegt Österreich im internationalen Vergleich auch meist leicht unterhalb der durchschnittlichen Prävalenzraten. Trotzdem ist besonders die psychische Gewalt eine Form, welche noch stärker thematisiert werden muss. Hierfür passende Angebote zu schaffen ist sicherlich nochmals schwerer als bei körperlicher oder sexueller Gewalt. Die Studie von Kapella et al. (2011) zeichnete ein differenziertes Bild der Situation, allerdings fand die Erhebung bereits 2010 statt und eine regelmäßige Datenerhebung würde sicherlich auch das Verständnis für die Ursachen psychischer Gewalt erhöhen und damit Präventionsmaßnahmen erleichtern.