Gewalterfahrungen in der Familie

Physische Gewalt wurde in der Vergangenheit lange Zeit als ein legitimes Mittel der Erziehung angesehen und trotz des Gewaltverbots, wird Gewalt in der Erziehung oft bagatellisiert. Das Abhängigkeitsverhältnis zu den Eltern und nahen Verwandten, genauso wie die physische Unterlegenheit sind zentrale Merkmale der unterschiedlichen Gewalterfahrungen von Kindern und Jugendlichen im Familienkontext.  Kinder und Jugendliche sind im Familienkontext Gewalt oft völlig schutzlos und ohne jegliche Möglichkeit des Rückzugs ausgesetzt.

Synthese

Gewalt gegen Kinder und Jugendliche ist zweifelsfrei einer der am besten erforschten und im Bewusstsein der Gesellschaft klar verankerten Problembereiche.
Die rechtlichen Rahmenbedingungen in Österreich sind vorbildlich und auch die Präventionsmaßnahmen sind breit aufgestellt und richten sich sehr differenziert an die unterschiedlichen Akteure. Die exzellente und ausdifferenzierte Studie des BMWFJ (2009) gibt einen guten Überblick, allerdings sind die Daten aus dem Jahr 2009. Eine kontinuierlichere Datenbasis würde die österreichspezifische Forschung sicherlich positiv stimulieren.
Trotzdem gibt es einen Anteil an Kindern und Jugendlichen, die mit schweren Gewalterfahrungen aufwachsen und für die die Präventionsmaßnahmen noch nicht hinreichend greifen. Diese Gruppe ist durch die mehrfache Belastung von unterschiedlichen Gewaltformen besonderen Risiken ausgesetzt. Auch die Divergenz in der Selbstwahrnehmung zwischen Eltern und Jugendlichen im Bereich schwerer Gewalt bedarf mehr Sensibilisierungsarbeit auf Seiten der Eltern.
Neben der Betreuung von schweren Gewaltsituationen sind auch Präventionsmaßnahmen zur Vermeidung von leichter körperlicher oder psychischer Gewalt für eine breitere Gruppe an Eltern und Familienangehörigen ein wünschenswertes Entwicklungsgebiet für Prävention. Ein gutes Beispiel für eine solche Entwicklung ist die Elternschule des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin der Salzburger Landeskliniken, die mit einem breiten Programm an Kursen für die verschiedenen Lebensphasen von Kindern Eltern im Auf- und Erziehung unterstützen.