Unter Kindern und Jugendlichen

Familie und Schule sind für Kinder und Jugendliche zwei Räume, in denen ihre Normund Wertvorstellungen entweder durch die Familie oder die Institution Schule geprägt werden. In beiden Räumen existieren Hierarchien, welche Kinder und Jugendliche nicht als gleichberechtigt betrachten. Diese Gleichberechtigung erfahren Kinder und Jugendliche erst im Umgang mit anderen Kindern und Jugendlichen, den sogenannten Peers, sei es im Freundeskreis oder durch Zufallsbekanntschaften.

Der zweite wichtige Unterschied ist die Möglichkeit des Rückzugs bzw. der alternativen Peergruppen. In der Schule und Familie besteht für Kinder und Jugendliche keine Möglichkeit des Rückzugs, im Umgang mit Peers ist ein Rückzug bzw. eine Ersetzung der Peergruppe teilweise möglich.a
aDiese Unterscheidung ist idealtypischer Natur, denn normalerweise wird ein Rückzug aus dem Freundeskreis nicht als freiwillige Handlungsoption wahrgenommen. Trotzdem ist es möglich sich alternativen Kreisen anzuschließen.

Synthese

Die Gewalt unter Kindern und Jugendlichen ist aus Perspektive der Wissenschaft gut in den Risikofaktoren erfasst, wobei die Trennung zu den anderen Lebensbereichen nicht immer exakt möglich ist. Bei den Präventionsmaßnahmen ist eine Trennung einfacher, da sowohl die Schule als auch der Familienkontext klar abtrennbare Räume sind, welche für andere Akteure wie Sozialarbeiter nur unter Auflagen durchlässig sind.

Diese Konstellation führt auch dazu, dass die Präventionsmaßnahmen in diesem Bereich weniger klar strukturiert und Angebote stärker durch Freiwilligenarbeit und regionale Initiativen geprägt sind. Während die Schule und die Familie durch die Aufsichtspflicht jeweils stark reglementiert sind, ist das Freizeitverhalten von Kindern und Jugendlichen weniger geordnet, was sich auch in der Präventionsarbeit reflektiert.

Was an dieser Stelle nicht reflektiert ist, sind die vielen Vereine in denen Freizeitaktivitäten von Kindern und Jugendlichen angeboten werden, die nicht primär auf die Gewaltprävention abzielen, wie bspw. Sportvereine, welche trotzdem einen großen Beitrag zur Gewaltprävention liefern.

Die an aktuellen Entwicklungen orientierten Angebote der Bundesministerien (Extremismus oder Radikalisierung) sind sicherlich sehr gute erste Maßnahmen, allerdings ist wenig bekannt, inwieweit diese Angebote genutzt werden und damit letztlich präventive Wirkung entfalten können.